8.
Jul.
2019

Machen statt reden

Es wird viel geredet. Überall. Oft im Kreis mit Redestab, oft ohne Anfang und Ende, oft ohne Agenda und gerne auch ohne die nächsten Umsetzungsschritte zu vereinbaren. Das hat Vorteile. Das Machen kann man damit gut aussitzen. Es verliert sich im Konjunktiv. Das geht uns allen immer wieder so. Warum eigentlich? Hier ein paar meiner Eindrücke. Subjektiv natürlich.

Machen braucht Anliegen

Geht es ums Tun, brauchen wir Energie. Diese kommt nicht von alleine. Sie muss gefördert und aufgebaut werden. Das ist richtige Arbeit. Oft fehlt dabei ein gemeinsames Anliegen, also ein guter und attraktiver Grund, warum man etwas machen sollte. Dann wird es mühsam und es bleibt schnell halbherzig. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bringt aus meiner Erfahrung nur eine bewusste gemeinsame Entscheidung fürs Tun. Die kann dauern. Dabei ist jedoch eine Frage wichtig: Welches gemeinsame Anliegen verfolgen wir? Gerald Hüther nutzt diesen Begriff und erklärt im Podcast des Zukunftsinstitut, warum ein gemeinsames Anliegen zur Energiequelle des Machens werden kann und Ziele oft wenig hilfreich sind.

Machen braucht Anfang

Der Anfang ist der magische Punkt, an dem aus dem Reden das Tun wird. Hier scheitert es gerne. Es fehlt irgendwie gerade die Muse für den ersten Schritt. Alle sind beschäftigt. Der Start wird zerredet. Die Zeit ist knapp. Die nächste Todo-Liste ist die einfachere Lösung. Was tun? Ich finde an diesem Punkt die 72-Stunden-Regel sehr hilfreich. Sie besagt, dass man innerhalb von 72 Stunden nach dem Entschluss einen ersten Schritt der Umsetzung machen sollte. Idealerweise gleich vor Ort, also gar nicht erst Zeit abwarten. Jetzt! Verplempert man diese Zeit, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Umsetzung rapide.

Machen braucht Zeit

Unser Alltag ist mit mehr oder weniger sinnvollen Tätigkeiten gut ausgefüllt. Diese hinterfragen wir nicht immer gerne: Endlosplanungen, Dokumentation, Absicherungen, Dinge, die man macht, weil es immer so war. Da hat Neues wenig Platz. Machen braucht aber Zeit und Fokussierung und genau diese gilt es zur Verfügung zu stellen, und es gilt Unnötiges zu lassen. Ich mag in diesem Zusammenhang die Vierung von Burkhard Bensmann. Sie ist ein bewusstes Innehalten vor dem Start: Was wollen wir weiter machen? Können wir etwas anders machen? Was können wir neu machen? Was sollten wir nicht mehr machen?

Machen braucht Mut

Wir brauchen Deckung und Sicherheit. Das sind weitere Gründe, warum wir das Machen oft bleiben lassen. Machen bedeutet, die Deckung der Konzepte und Ideen zu verlassen. Das macht uns angreifbar. Was sich so flockig erzählt, muss erst klappen. Davor haben wir Angst. Unser Perfektionismus und das Lob der Fehlerfreiheit tuen ihr Übriges dazu. Es kommt immer anders. Deshalb suchen wir gerne nach der besten aller Lösungen, feilen, adaptieren und übersehen dabei, dass sich gute Lösungen nur im Tun entwickeln. Erste kleine Umsetzungsschritte und Prototyping-Denken helfen hier enorm weiter. Tun ist die beste Art zu lernen,  schreibt dazu Martin Kirchner von Pioneers of Change.

Machen braucht Projektmanagement

Die Umsetzung erfordert einen gut gefüllten Werkzeugkoffer mit brauchbaren Tools, Können und eine große Portion Durchhaltevermögen. Es gilt, realistische Ziele zu setzen und ein gemeinsames Bild der Umsetzungsmaßnahmen und Zuständigkeiten aufzubauen. Fehlt das, wirds eng. Dann läuft nichts wie im Ameisenhaufen, sondern alles aus dem Ruder, bis jemand Schuld ist. Ein gemeinsames Verständnis von Projektmanagement, gemeinsame Tools und Verfahren helfen enorm, Dinge auf den Boden zu bringen. Aus meiner Sicht gilt es, die Projektmanagement-Kompetenzen in den Organisationen, Unternehmen und Regionen aufzubauen und damit die UmsetzerInnen zu empowern. Bis dahin gibt es schon einmal eine wunderbare Online-Sammlung zum Thema von openPM.

Eat the Frog

Das Beste kommt am Schluss. Das gilt auch fürs Tun. Die Eat the Frog-Methode passt an dieser Stelle perfekt. Sie besagt, dass wir unangenehme Dinge zuerst erledigen sollten. Also, ran ans Telefon, Excel-Liste ausfüllen, Auftrag ablehnen, Beschwerde einreichen! Den Frosch schlucken! Oft schmeckt der dar nicht so schlecht.