25.
Apr.
2017

Mein Projekt: 25 Stunden müssen reichen

Ich bin jemand, der gerne arbeitet. Das war schon als kleines Kind so. Seit Jahren mache ich als selbständiger Unternehmer die Dinge, die mir Freude bereiten. Klar, einmal mehr und einmal weniger, aber unterm Strich bin ich damit sehr zufrieden. Wunderbar, könnte man sagen, wäre da nicht ein Punkt, der mich seit längerer Zeit zunehmend unruhig werden lässt: Mein hoher Arbeitsaufwand.

Arbeitszeit dehnt sich unendlich aus

Durchschnittlich 60 Stunden in der Woche verbringe ich beim Arbeiten. Es ist ja viel zu tun: Ich bereite Dinge vor, lese Fachliteratur, mach Beratungen, Trainings oder Workshops, sitz im Auto, setz Projekte um, schreib Protokolle, mach die Buchhaltung oder denke über neue Strategien nach.
Zusätzlich gibts noch ein paar innere Antreiber: Mein geliebter Perfektionismus, ein Rest Industriedenke, ständige Erreichbarkeit, ein paar Kompensationen, die in meiner DNA verankert sind und natürlich jede Menge spannender Projekte, die in dieser Welt darauf warten, umgesetzt zu werden. Geht das nicht auch anders, frage ich mich?

Design Thinking-Projekt: 25 Stunden

Ich habe einen typischen Beruf der kreative Wissensgesellschaft. Meine Waren sind aus Wissen. Das braucht ganz neue Zugänge und Formen der Arbeit, mehr Flexibilität, Offenheit, Orte zum Kreativwerden und viel weniger starres Industrie-Korsett. Ich hab gemerkt, dass ich trotz meiner kreativen Tätigkeiten meinen inneren Takt immer noch sehr an die mentalen Modelle der Industriezeit anpasse. Das hat oft mit meinen KundInnen aber oft auch mit mir selber zu tun.

Hier ist der Ausgangspunkt für mein Projekt: Wir müssen lernen, wie wir in einer kreativen Wissensgesellschaft gut arbeiten können. So ähnlich hat das irgendwann mal Wolf Lotter formuliert. Ich muss lernen, wie das noch besser geht. Eigentlich klar, denn das hat noch niemand vor uns gemacht. Nachdem alle meine Arbeitszeit-Reduktionsversuche gescheitert sind, habe ich mir nun mein eigenes Design Thinking-Projekt gebaut und gehe inspiriert von Förster und Kreuz im nächsten halben Jahr der Frage nach, wie es gelingen kann, nicht mehr als 25 Stunden pro Woche zu arbeiten. Unmöglich, ich weiß.

Ich möchte verstehen, welche inneren Treiber wirken und welche sozialen und unternehmerischen Kräfte mich zum Arbeiten anspornen. Ich möchte verstehen, was es dafür braucht und was eigentlich nicht mehr notwendig ist. Ich möchte Punkte finden, die frei nach Catharina Bruns dazu beitragen, frei zu sein. In weiterer Folge sollen daraus dann Ideen und Prototypen entstehen, die ich in der Praxis testen und umsetzen möchte. Das Ziel bleibt.

Research-Phase

Ich schreibe diese Zeilen auf meiner Terrasse, die Sonne scheint mir ins Gesicht, Schuhe hab ich keine an. Ist das Arbeit? Naja, ich bin jetzt in der Research-Phase meines Design Thinking-Projektes angelangt und hab mich und meine Arbeit zum Forschungsobjekt gemacht.

Ich dokumentiere die Arbeitszeit penibel genau, suche nach Zeitfressern, schlechter Arbeit und Optimierungspunkten. Daneben gehts ab ins Innenleben: Was treibt mich an? Welche mentalen Modelle wirken? Welche Antreiber gibt es überhaupt? Hier begleitet mich mein Freund Erwin Glatter. Mit ihm tauche ich während unserer philosophischen Spaziergänge in die Tiefen. Das ist nicht immer angenehm.

Ich hab beschlossen, mein Projekt hier zu dokumentieren. Unperfekt aber gut genug um jene Punkte sichtbar zu machen, die für mich relevant werden. Ich muss dann aufhören, denn dieser Blogartikel hat gerade wieder um eine Stunde länger gedauert als geplant und ich hab mir vorgenommen, die geplanten Zeiten streng einzuhalten. Auch net einfach für mich. Ich müsste doch eigentlich das ganze Ding noch einmal durchlesen, überarbeiten, abschleifen und schauen, ob es überhaupt Sinn macht. Glaub ich halt.