Kreativsein, wenn auf den Knopf gedrückt wird, das wäre doch eigentlich etwas Feines. Dass das problemlos funktioniert, zeigen uns ja auch Unmengen an Ratgebern oder Kreativboxen. Nur so ganz scheint das alles nicht zu laufen, etwa dann, wenn wieder eines dieser Kreativmeetings angesagt ist. Eines dieser von 12:00 bis 14:00 oder vielleicht sogar eines, das ein wenig innovativer als Chilloutlab von 16:00 bis 18:00 mit offenem Ende geplant ist. Krawatten dürfen dabei natürlich abgelegt werden, das gehört sich so.
Mittelmaßkultur
Dass die Ideen dann doch nicht so sprudeln und wenig wirklich Neues entsteht, liegt meist nicht an den Methoden, auch nicht an der Moderation, sondern viel eher an unserer Kultur des Kritisierens und Fehlervermeidens. Das ist auch kein Wunder. Wenn wir uns unsere Gesellschaft, die Schulen und Unternehmen ein wenig genauer anschauen, merken wir schnell, dass dort Offenheit, agiles Denken in Schleifen, Platz für Fehler, Wertschätzung der Unterschiedlichkeit, geeignete Räume und ein gewisses Maß an Lockerheit, Spiel und Freude fehlen. Dann wirds tatsächlich schwer mit dem Kreativsein und selbst die besten Methoden bringen wenig, weil niemand über den Tellerrand hinaus denkt. Das könnte ja gefährlich werden.
Diversität und Netzwerke
So kompliziert ist Kreativität dann allerdings auch wieder nicht. Das beweisen uns die Kinder. Wenn wir wirklich kreative Schulen und Unternehmen bauen wollen, müssen wir aus meiner Sicht vor allem unsere Einstellungen und Haltungen verändern. Das wiederum geht in den meisten Fällen nur über eine kreative und offene Kultur auf der Führungsebene. Schaffen es Führungskräfte, ihre Leidenschaft für das Neue und Kreative vorzuleben, entsteht ein Sog, der das gesamte Unternehmen erfassen kann.
Kreativität braucht darüber hinaus, wie Peter Kruse meint, ein paar systemische Rahmenbedingungen. Es braucht Bewegung abseits starrer Sitzungskulturen, es braucht Diversität, eine zuhörende, verstehende und konstruktive Geisteshaltung und es braucht vor allem kritikfreie Räume.
I like – I wish – I give
Es muss dabei nicht immer die große Kulturveränderung sein. Wir haben alle viele kleine persönliche Spielräume, um Kreativität zu erzeugen. Einen solchen Spielraum beschreiben Juergen Erbeldinger und Thomas Ramge in ihrem Buch „Durch die Decke denken„. Mit drei grundlegenden Haltungen ist es möglich, eine konstruktive Geisteshaltung aufzubauen und negative Kritik zu vermeiden:
- I like: Was schätze ich an der Idee?
- I wish: Was wünsche ich mir noch zusätzlich?
- I give: Welche konkreten Verbesserungsvorschläge bringe ich ein?
Ich hab diese Grundhaltungen in Meetings in letzter Zeit oft auf dem Flipchart stehen. Ich nutze sie auch als Feedback-Regeln. Das ändert viel und hilft konstruktiv und kreativ zu denken. Ein kleiner Schritt hin zu mehr Offenheit und kreativem Spiel.
Daumen hoch! Gut geschrieben!
Ich kenne da eine Firma, die gerne versucht kreativ zu sein … aber nie einen echten Freiraum bietet.